Türkenkeller Innenhof
Türkenkeller
Türkenkeller Weisz
Haus zum 'Purbacher Türken'
Weingut & Heurigen Restaurant
A-7083 Purbach am Neusiedler See
Burgenland - Österreich
Tel/Fax: +43 2683 5112
werner@tuerkenkeller.at
Reservierung: NUR per Tel.

Die Geschichte des Hauses
erabeitet und übersetzt vom Kulturverein Purbach.

Die bekannte Sage vom "Purbacher Türken" ist eine Haussage, deren es mehrere in der Gemeinde gibt. Der steinerne Zeuge am Rauchfang erinnert an die leidvolle Türkenzeit.

Nach dem Urbar aus dem Jahre 1569 dürfte Hieronymus Völkl der Besitzer des Halblehenhauses gewesen sein, nach dem Urbar 1580/89 Lorenz Lechner.

1605 hatten die "Rebellen" des Fürsten Stephan Bocskay ein heilloses Chaos im Ort hinterlassen. Viele Männer waren erschlagen, Frauen und Kinder in die Türkei verschleppt und die Häuser niedergebrannt worden. Erst 1609 war die Grundherrschaft in der Lage, für Purbach ein "Gwöhrbuch" anzulegen, in dem die Namen der Hausbesitzer eingetragen, die Hausverkäufe und die Höhe des Kaufpreises vermerkt wurden.

Als Hausbesitzer scheint der Halblehenbauer Thomas Clauss auf. Nach den Eintragungen im Purbacher Waisenbuch war er schon 1603, also vor dem Einfall der Bocskays, verstorben. Er hinterließ seiner Witwe ein Halblehenhaus im Wert von 425 Gulden. Den einjährigen Sohn sollte sie, "wie es einer treuen Mutter gebührt, in der Furcht Gottes zu aller Ehr und Ehrbarkeit" erziehen.

Der Einfall der "Rebellen" des Fürsten Gabriel Bethlens 1619 traf die Einwohner Purbachs wieder schwer.

Die erste Eintragung, die Besitzer des Halblehenhauses betreffend, erfolgte erst 1629. In diesem Jahr tauschten der Fleischhauer Paul Mayer und seine Frau das Halblehen gegen ein anderes Haus nach Aufzahlung von 60 Gulden, ein. Mayers Frau, Gerdrauth, war die Witwe des Hofstadlers Ulrich Klampfer und die Tochter des Gerichtsbürgers und Halblehners Caspar LEEB. Als LEEB 1639 verstarb, hinterließ er der zum 2.Mal verwitweten Frau und den 8 Kindern ein Halblehenhaus im Wert von 750 Gulden, 7 Überlandweingärten im Wert von 1626 Gulden, 232 Eimer 2jährigen Weines um 960 Gulden, 2 silberne vergoldete "Kändl", insgesamt also 3673 Gulden.

1644 heiratete die wohlhabende Witwe den Fleischhauer Hans Wurm aus St.Georgen. Das Ehepaar wirtschaftete sehr gut, denn als Gerdrauth Wurm 1661 starb, hinterließ sie neben dem Halblehenhaus im Wert von 845 Gulden eine "Ganzlehen-Behausung", in die Herrschaft Scharenegg gehörend, im Wert von 1400 Gulden und 16 Überlandweingärten im Wert von 3120 Gulden, drei vergoldete "Becherl", ein "Seitlkandel" und ein "Schalerl", 282 Eimer Wein im Wert von 705 Gulden, insgesamt 5551 Gulden. Bei der erwähnten Ganzlehenbehausung handelt es sich um das sog. "Hölzlhaus" in der Hauptgasse 22, das derzeit der Stadtgemeinde gehört und in dem vor der Errichtung des neuen Volksschulgebäudes eine zeitlang Schulklassen untergebracht waren.

Meister Wurm heiratete vermutlich 1662 ein zweites Mal, eine Veronica. Er wurde Ratsbürger und 1665 scheint er als "Zöchmeister" auf. Im Jahr 1669 war er Zechmeister der Fleischhauerzunft, die damals in Purbach ihren Sitz hatte.

Bis 1938 erinnerte ein in Majolika ausgeführter Ochsenkopf über dem Torbogen des Hauses an den Zechmeister. Im Zuge einer Gebäuderenovierung wurde der Kopf heruntergeschlagen. Offenbar wußten die Leute nicht,daß in diesem Haus zünftige Fleischer ihr Handwerk ausgeübt hatten - erkannten sie doch nicht das Zunftzeichen über dem Torbogen.

1673 starb der verdienstvolle Hans Wurm im Alter von 64 Jahren. Neben dem Halblehenhaus im Wert von 925 Gulden und dem Ganzlehenhaus von 1500 Gulden hinterließ er seiner 2.Frau noch "die Pürg samt dem Keller und Wiesen am Spitz" im Wert von 595 Gulden. Heute besitzt die Fam. Hölzl-Schwarz den Keller.

Seine Witwe mit den 5 Kindern heiratete 1674 den "ehrbaren" Junggesellen Fridrich Gossmann, den Sohn des "ehrenfesten und vornehmen Gregor Gossmann. Als Trauzeugen fungierten der Ratsgeschworene Georg Koch und der Schulmeister Jakob Herbarth, beide aus St.Georgen. 1701 verstarb Veronica Gossmann mit 64 Jahren. Der Witwer und 7 Kinder blieben zurück, der Stiefsohn Stephan Wurm "war beim Feind abgefangen". Während des "Kuruzzenrummels" (1703 - 1711), der auch Purbach nicht verschonte, starb 1708 Friedrich Gossmann im Alter von 56 Jahren. An ihn erinnert im Haus die Inschrift "17 FG 02", die in die steinerne Umrahmung zum Stiegenaufgang gemeißelt ist. Er hinterließ den 7 Kindern das Halblehenhas im Wert von 850 Gulden, 2 Weingärten im Wert von 465 Gulden und eine Überlandwiese in Schützen um 356 Gulden - nach Abzug der Schulden 674 Gulden.

Am Beginn des Jahres 1708 hatte der "ehrsame und bescheidene Junggeselle" Gregor Gossmann, die Jungfrau "Maria", Tochter des Hans Georg Reichardt, einem Halblehner, geheiratet.
Gregor Gossmann erbte das Halblehen, 1716 war er Ratsbürger, 1723 und 1728 bis 1730 scheint er als Marktrichter auf. Er starb 1733 im Alter von 52 Jahren. An ihn erinnert in der Toreinfahrt die Inschrift am "Grand" des Kettenbrunnens - "G G M 1731 ".

Die Witwe Maria Gossmann heiratete 1734 den Wittiber Georg Kress, Bürger in Oggau. 1749 wurde das Haus geteilt. Die Tochter Maria Gossmann heiratete Josef Räbitsch und erbte ein Viertellehen. Sie starb 1759 im Alter von 34 Jahren.

Der Sohn Hans Gossmann erbte das zweite Viertel. Er heiratete 1750 eine Maria, die 1760 im Alter von 29 Jahren starb. Im gleichen Jahr heiratete er Katharina Humann, die 1765 starb. Seine dritte Frau stammte aus Donnerskirchen und war die Tochter des Landwirtes Michael Suchentrunk. Sie schenkte ihm 4 Kinder und starb 1791. 1792 heiratete er die 26jährige Catharina Berger, die ihm 3 Kinder schenkte. Er scheint 1766 und 1770 als Ratsbürger auf und starb 1799.

Sein Sohn Michael, der 1771 geboren wurde, übernahm das Halblehen. Er hatte Elisabeth, die Tochter des Halblehners Paul Schüller 1793 geheiratet. Sie schenkte ihm 8 Kinder und starb 1809. 1810 heiratete er ein zweites Mal - Magdalena, eine geborene Pölzlbauer aus St. Georgen. 1821 und 1822 scheint er als Ratsbürger auf und starb 1825.

Sein Sohn Michael übernahm das Halblehen und heiratete 1832 Anna Adelsberger. 1850 wohnten 6 Familien mit ingesamt 24 Personen in dem Halblehenhaus: Michael Gussmann, Franz Semmelrock, Josef Wein, Josef Humann, Leopold Felsensteiner und Mathias Fasching. Die Inwohner, meist Taglöhner, waren verpflichtet, die in den Weingärten des Hausherrn anfallenden Arbeiten zu verrichten und so die Wohnungsmiete abzuarbeiten. Sie durften erst dann in andere Häuser arbeiten gehen, wenn die Arbeiten für den Hausherrn verrichtet waren.

Florian Gussmann heiratete 1860 Therese, die Tochter des Halblehners Josef Hackstock. 1874 scheint er noch als Besitzer des 4/8 Lehens auf.

1909 heiratete der Sohn Franz eine Maria Berger und erbte den Besitz. Nach der Landnahme 1923, scheint er noch als Besitzer auf. Der Sohn Johann Gussmann heiratete 1928 Maria Steindl und übernahm den Besitz. Johann Gussmann starb 1948, seine Frau 1958. Im Jahre 1952 heiratete Johann Weisz die Hausbesitzertochter Maria Gussmann. Die Familie Gussmann (Weisz) besitzen seit über 300 Jahren das Haus und hüten seine Tradition. Dank dem Verständnis und dem Interesse der Besitzer konnten die Restauratoren 1960 bis 1962 wertvolle Bausubstanz freilegen und sichern. Es kam an der Hofseite über dem Stiegenaufgang ein Sgrafittoband mit zwei gekrönten Doppeladlern zum Vorschein, die an den kaiserlichen Markt Purbach erinnern.

Im historischen Keller hat 1966 Prof. Paul Steindl, ein Ortskind, an einer Wand die betrunkenen türkischen Soldaten im Bild festgehalten (Sage Purbacher Türke).

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